Dienstag, 15. Mai 2012

Stadt, Land, Fluss?




Nach einem Trip an die Nordsee und einem "Kurzurlaub" in Berlin bin ich heute in den Kurpark nach Bad Nenndorf gefahren. Eigentlich klingt der Besuch eines Kurparks stark nach 60+, ohne jetzt irgendwem zu nahe treten zu wollen und meine Begeisterung hielt sich zunächst in Grenzen, was auch an einer krankheitsbedingten Verstimmung lag. Jedoch wurde mir beim Betreten des Parks auf einmal etwas leichter ums Herz und ich fühlte mich vom dezenten Blumenmeer und den großen, zum Teil 200 Jahre alten Bäumen magisch angezogen und entspannter. Nachdem ich schon versucht hatte an der See und auch im Großstadttaumel etwas innere Ruhe zu finden, wäre ein Kurort nahe des Deisters nicht gerade der Platz gewesen, an dem ich gedacht hätte ein wenig von dem zu finden, was ich so eifrig gesucht hatte. Die satten Grüntone, die wirklichen Naturgerüche, der eigenartige Schutz, der von den großen und starken Bäumen ausging verfehlte seine Wirkung aber nicht. Mit großen Augen und Pearl Jam auf den Ohren spazierte ich durch den Park, klettterte durch das Blätterdickicht, holte mir nasse Füße auf einem verregneten Kornfeld (Bild 2) und stockte etwas, als ich die unglaublich imposanten Süntelbuchen (Bild 1) erblickte. Was für wahnsinnig wunderschöne und eigenartige Bäume, so verschlungen, so knorrig (sagt man das so?) und alles hatte ein wenig etwas von Alice im Wunderland in dem Moment. Ich hätte mich stundenlang in der Süntelbuchenallee aufhalten können und beschloss sofort noch einmal wieder zu kommen um sie noch ein weiteres Mal zu betrachten. 


Nach dem Lewis Carroll-Erlebnis mit den Süntelbuchen lief ich noch eine kleine Baumallee entlang, die mir dann eine zauberhafte Bekanntschaft schenkte: Ben. Zumindest habe ich ihn Ben getauft, denn er ist ein Baum aber ein so unperfekt perfekter Baum, so riesengroß und mit der richtigen Form im Stamm, damit ich mich an ihn ranhängen konnte, dass ich ihn einfach für mich beanspruchen musste. Wenn ich mir den idealen Lesebaum vorstellen würde, dann wäre es Ben. Wenn ich einen Baum im Garten haben wollen würde - wenn ich einen Garten hätte - dann wäre es Ben. In Los Angeles kann man Steine heiraten, ich würde mit Ben vor den Altar treten. Spaß bei Seite, aber dieser grüne Riese hatte es mir wahrlich angetan und am Liebsten hätte ich den gesamten Tag trotz extremen Regenguss im Kurpark verbracht zwischen den Bäumen, Blumen und Feldern. 

Ansonsten komme ich mit meinen Arbeiten gerade kaum hinter her. Fürs Zeichnen gehen mir langsam die Skizzenstifte aus und den Weg zum Bleistiftfachgeschäft habe ich heute absagen müssen. Anfang nächster Woche kann ich meinen neuen Film abholen (ja, ich bin sehr nervös wegen ihm) aber manch neue Fotoidee lässt sich nicht so einfach realisieren, was mich dann doch etwas frustriert. Auch zum Kartenschreiben an meine Freunde komme ich derzeit nur schleppend, obwohl ich erst am Wochenende von einer meiner besten Freundinnen eine wunderbare Karte bekam und heute auch noch ganz phantastische Post von Mrs. Tripwire (Bild 3) im Briefkasten hatte. Um mich wieder zum Kartenschreiben anzuregen habe ich doch tatsächlich nahezu grausam aussehende Lavendelfeldpostkarten bei Ikea (fürchterlicher Laden!) gekauft (plus eine Zimmerpflanze, die ich auf den Namen "Tiffy" taufte und ein Poster mit Kirschbäumen), da ich nirgends in Hannover eine Lavendelfeldpostkarte OHNE einen sinnfreien Spruch drauf fand. 



Der Wunsch wird größer sich irgendwo für eine Woche etwas zu isolieren, um all den Ideen, die man im Kopf trägt, nach zu gehen. Ob ich diesen Seifenblasenzustand in Hannover herstellen kann bleibt abzuwarten. Ansonsten muss ich mir etwas anderes einfallen lassen. Deswegen aber Trübsal blasen oder gar kapitulieren werde ich nicht. Vielleicht sollte ich direkt damit anfangen mich schon mal ans Kartenschreiben zu setzen um meine Freunde von außerhalb wieder mit tollen Motiven zu versorgen (neben den Lavendelfeldkarten habe ich noch einen Batzen ziemlich cooler aus Berlin vom Kunsthaus Tacheles). 

(Fotos - wie immer - von mir - S. Haupt)

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